"Wahnsinn" lässt sich stoppen
LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW
Die Juristen beteiligen sich am Praxistest "Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation", den die Ombudsfrau für die Entbürokratisierung der Pflege im Bundesgesundheitsministerium angestoßen hat. Die ersten Ergebnisse lassen aufatmen: der "Wahnsinn" einer überbordenen Pflegebürokratie lässt sich stoppen.
Praktische Erfahrungen bestätigen die Vorteile vereinfachter Pflegedokumentationen. Der VICA Ambulante Pflege im Kreis Coesfeld ist es modellhaft gelungen, den Dokumentationsumfang in der Pflege von 78 auf 18 Seiten zu reduzieren. Auch die Sozialstation der Caritas Datteln berichtet von einem großen Zeitgewinn durch weniger umfangreiche Datenblätter. Die Caritas unterstützt nachdrücklich die Initiative der Ombudsfrau zur Verringerung des Dokumentationsaufwands: "Gerade durch die MDK-Prüfungen in der Pflege ist der Umfang noch einmal so gesteigert worden, dass die Praxis nahezu gelähmt ist", sagt Domkapitular Dr. Klaus Winterkamp, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Münster.
Eine Reduzierung des Dokumentationsaufwands würde die Pflegemitarbeiter "deutlich entlasten, und diese Zeitersparnis käme den Pflegebedürftigen unmittelbar zugute", betonte Winterkamp. Dass Qualität auch mit weniger Bürokratie gesichert werden könne, zeigten ebenso die Erfahrungen aus dem Projekt "Ergebnisqualität Münster", in dem die Altenheime ein alternatives Prüfverfahren zum "Pflege-TÜV" testen. "Viele Pflegekräfte warten sehnlichst darauf, endlich wieder mehr Freiraum für die Arbeit am Menschen zu bekommen", sagt Winterkamp. Es sei deshalb zu hoffen, dass der Gesetzgeber die Ideen der Juristen und die Ergebnisse des Projekts der Ombudsfrau zeitnah aufgreife.
Auch bei der Caritas im Kreis Soest hat man sich Gedanken gemacht, wie Bürokratie abzubauen wäre, um zugunsten der Patienten mehr Zeit zu haben. Es sei nicht hilfreich, "Formular-Angebote von Firmen zu übernehmen und unkritisch einzuführen", sagt Caritas-Vorstand Peter Wawrik. Die Caritas Alten- und Krankenhilfe im Kreis Soest habe die Pflegedokumentation deutlich verringert und einfache "Ausfüllhilfen" für die Mitarbeiter entwickelt.