Unklar und unfair
Die Orientierung bzgl. der Eigenkapital-Verzinsung an einer Umlaufrendite eines festen Wertpapiers ist sicherlich nicht marktgerecht. Ich bin schon für eine Orientierung am Kapitalmarkt, der Vergleich einer höchst risikoreichen Anlage (Betrieb eines Altenheims) mit einem festen Wertpapier allerdings ist nicht sachgerecht.
Das größte Problem für uns als Träger vor Ort ist aber ein anderes: Beim heutigen Finanzierungssystem können wir rechnerisch über 50 Jahre die Kapitalflüsse einer derartigen Investition vergleichsweise hinreichend darstellen und damit auch die Risiken aufzeigen. Dies ist bei der geplanten Finanzierungsnovellierung nicht mehr möglich, denn es gibt dann einfach zu viele unbestimmte Parameter und nicht konkret ausformulierte Sachverhalte. Das unternehmerische Risiko tragen wir als Träger vor Ort allein. Zudem können wir den Bewohnern nur erschwert einen Preis/Pflegesatz nennen, da die Variable Investitionskosten nur schwer kalkulierbar ist und von den unklaren Parametern abhängt. Unfair ist weiter in diesem System, dass Bewohner, die zu einem Zeitpunkt einer Großreparatur in die Einrichtung kommen, mehr zahlen müssen als die Bewohner, die zu einem Zeitpunkt in der Einrichtung leben, in der keine Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen sind. In die Aufnahmegespräche müssten wir demnächst wahrscheinlich die Frage der Bewohner oder Angehörigen beantworten, ob demnächst Großreparaturen anfallen.
Ein weiteres Problem ist der verwaltungstechnische Aufwand. Die Personalbesetzung und Struktur verhandeln wir mit den Kassen. Ich glaube nicht, dass diese uns zusätzliches Personal refinanzieren, mit dem wir den erheblichen Verwaltungsaufwand bewältigen können. Im Ganzen macht uns diese Entwicklung Sorgen und wird mit Sicherheit zu einem Bettenabbau in der stationären Altenhilfe führen.