Kopfschütteln
Stattdessen herrscht bei vielen Beteiligten auf der konkreten Orts- und Trägerebene angesichts der neuen Entwürfe Kopfschütteln vor. Es ist unumstritten, dass in der Pflege die "Hütte brennt". Wir brauchen motivierte Akteure, die sich z. B. hier in unserer Stadt an unterschiedlichsten Formen und Modellen künftiger Pflegesettings versuchen, und wir brauchen greifbare Anreize, sich damit zu befassen. Doch was kündigt sich an: ein Gesetzeswerk, das nur noch Experten mit Juristen an ihrer Seite verstehen, das Bürokratie und Kontrollwut forciert und das vor allem weder für Betreiber aktueller oder neuer Wohn- und Pflegeformen noch für Investoren und auch nicht für Menschen, die ihre künftige Alterssituation selbst gestalten wollen, Anreize oder neue Impulse gibt. Es verschreckt schlichtweg!
Gerade die Pflegebranche kann dies aber am wenigsten brauchen. Es mag viele Diskussionsfelder geben, bei denen Meinungen auseinandergehen. Demografie und Berufs- und Ausbildungsstatistiken zur Pflege gehören nicht mehr dazu! Wer wüsste nicht, dass schon in Kürze weit mehr Menschen als heute pflegebedürftig sein werden und dass uns schon jetzt diese Herausforderung fast über den Kopf wächst. Die stationären Einrichtungen sind Höchstleistungsbetriebe. Die ambulante Pflege ächzt im Minutentakt. Und jeder Versuch, Neues auszuprobieren, wird mit neuen Vorschriften erschwert, statt kreative Freiräume zu gewähren.
Dabei sind es gerade die Träger vor Ort mit ihren Netzwerken, ihrer multiprofessionellen Erfahrung und ihrem oft jahrelangen erfolgreichen Engagement im Quartier, die auch an neuen Modellen interessiert sind. Das soll nun mit unattraktiven Bedingungen für Heime und Investitionen weiter erschwert werden. Höchste Zeit also für die Politik, auf die vielen kritischen Stimmen zu hören - und nicht die Chance für ein wirklich zukunftsweisendes Altenpflegegesetz zu verpassen.