Energiearmut vermeiden
"Das Beheizen der Wohnung stellt Armutsgefährdete weit häufiger vor finanzielle Probleme als den Rest der Bevölkerung", betonte der Diözesan-Caritasdirektor. Bei einer aktuellen Untersuchung hätten 17 Prozent der Armutsgefährdeten erklärt, aus finanziellen Gründen ihre Unterkunft nicht angemessen warm halten zu können. Unter den nicht Armutsgefährdeten seien es nur drei Prozent, berichtete Kessmann. Zwölf Prozent der Armutsgefährdeten waren den Angaben zufolge mit der Begleichung ihrer Energierechnung gegenüber den Versorgungsbetrieben in Zahlungsverzug. Der nordrhein-westfälische Umwelt- und Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) forderte auf der Caritas-Fachtagung ein Ende der Stromsperren bei Energieschulden. "120000 Stromabschaltungen hat es gegeben, das ist für unsere Gesellschaft unwürdig", sagte der Minister. Remmel warb für den Einsatz von Prepaid-Zählern und für einen frühzeitigen Informationsaustausch zwischen Sozialämtern, Energieversorgern und Sozialverbänden, "um Stromsperren zu vermeiden".
Der Stromspar-Check der Caritas sei "ein wichtiges Präventionsangebot für Menschen, die durch stetig steigende Stromkosten und Energieschulden von Armut bedroht sind", sagte Caritasdirektor Kessmann. In Nordrhein-Westfalen habe die Caritas mehr als 50 ehemals langzeitarbeitslose Frauen und Männer zu Stromsparhelfern qualifiziert, die in fünf ausgewählten Städten bis 2015 mehr als 6000 einkommensarmen Haushalten beim Energiesparen helfen.
"Damit ist der Stromspar-Check nicht nur eine vorbildliche Symbiose von Sozialpolitik und Klimaschutz, sondern auch eine wirksame Hilfe zur Integration durch Arbeit", sagte Kessmann. Er appellierte an die Energieversorger und die Kommunen, mehr qualifizierte Langzeitarbeitslose als "Serviceberater für Energie- und Wasserspartechnik" anzustellen. Die Caritas sei hier auf die Bundespolitik und die Mitwirkung des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums angewiesen, aber auch auf die Unterstützung der örtlichen Jobcenter.
"Vom gesunkenen Energieverbrauch profitieren auch die Kommunen, die bei den Kosten der Unterkunft für Bezieher von Arbeitslosengeld II mit jedem Check 250 Euro jährlich einsparen", unterstrich Kessmann.
Minister Remmel sagte, er könne sich einen Fonds vorstellen, in den die Energieunternehmen zur Umsetzung der europäischen Energieeffizienzrichtlinie jährlich 1,5 Prozent ihres Umsatzes einzahlten. Aus diesem Fonds könnten auch Energiespar-Maßnahmen in privaten Haushalten finanziert werden. "Die Ergebnisse der Projekte zum Stromspar-Check können sich ja sehen lassen", lobte Remmel.
Beim Stromspar-Check der Caritas beraten Stromsparhelfer - meist ehemalige Langzeitarbeitslose, die qualifiziert wurden - direkt die Haushalte von Arbeitslosengeld-II-Empfängern. Jeder Haushalt spart bei diesem Stromspar-Check durchschnittlich 162 Euro an Energie- und Wasserkosten im Jahr. Vom gesunkenen Energieverbrauch profitieren auch die Kommunen bei den Kosten der Unterkunft.
Die aufsuchende Energieberatung der Caritas in NRW ist eine Säule des Kooperationsprojekts "NRW bekämpft Energiearmut", das zusammen mit der Energieschuldenberatung der Verbraucherzentrale NRW vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz gefördert wird. Das Projekt wird an den fünf Modellstandorten Aachen, Bochum, Dortmund, Köln und Krefeld durchgeführt.