Düsseldorf - Die Caritas in NRW fordert einen Ausgleich der gestiegenen Kosten bei den Trägern im Offenen Ganztagsangebot (OGS). "Die anhaltende Inflation und die höheren Tarifabschlüsse schon im letzten Jahr haben etliche Träger in eine finanzielle Schieflage gebracht", sagt der Aachener Diözesan-Caritasdirektor Stephan Jentgens. Die pauschalen Vergütungen des Landes und die Zuschüsse der meisten Kommunen reichten derzeit nicht mehr aus. "Wenn nicht bald eine bessere Finanzierung erfolgt, werden viele Träger ihr OGS-Angebot aufkündigen müssen", warnt Jentgens.
Bislang hätten viele Träger die Kostensteigerungen nur kompensieren können, indem sie Personal entließen, sagt der Caritasdirektor. Wenn sich weniger Personal um die gleiche Anzahl Kinder kümmern müsse, leide die Qualität. "Benachteiligt werden Familien, die diese Angebote für ihre Kinder gerne nutzen und dringend benötigen, weil die Kinder im Offenen Ganztag Hausaufgaben machen können, ein Mittagessen erhalten, Förderung erfahren und vor allem außerunterrichtliche Bildung mit ihren Freunden erleben können", unterstreicht Jentgens. Die OGS sei ein sozial- und bildungspolitisch notwendiges Angebot für einen wachsenden Bedarf.
Jentgens wies darauf hin, dass die Caritas-Träger in der Regel nach Tarif bezahlen. Müssten sie aufgeben, würde der politische Anspruch eines verlässlichen und qualitativ hochwertigen Bildungsangebots ausgehöhlt, da die Beschäftigung von Fachkräften ohne Tarifbezahlung nicht vorstellbar sei. Dabei wachse der Bedarf an qualifizierter Ganztagsbetreuung von Kindern unzweifelhaft. Deswegen habe die Politik ja auch für die Jahre ab 2025 einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz eingeführt. "Dass jetzt den Trägern die Luft ausgeht, kann - auch mit Blick auf die angespannte schulpolitische Lage - keinesfalls im Interesse von Kommunen und Land sein", warnt Jentgens. "Politik, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und größere Teilhabechancen für alle Kinder will, muss auch das dafür notwendige Geld auf den Tisch legen", so Jentgens.
Caritas-Träger betreiben in NRW rund 700 Einrichtungen des Offenen Ganztags, an denen ca. 43.450 Kinder von ca. 5500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut und gefördert werden. Schon heute ist die räumliche und oft auch personelle Ausstattung landesweit sehr unterschiedlich - je nach Engagement und Finanzkraft der Kommunen. Manche OGS können nur die Klassenräume nutzen, andere verfügen über großzügige Außengelände. Es gibt Angebote im Offenen Ganztag, wo digital gearbeitet wird, anderen OGS steht nicht mal W-Lan zur Verfügung.