Düsseldorf - Die Caritas in NRW hat am Donnerstag in Düsseldorf ein positives Zwischenfazit beim Projekt "Stromspar-Check" gezogen. Fast 35.000 Energiesparlampen und LEDs wurden in den letzten zwei Jahren installiert, dazu 2950 schaltbare Steckdosen (Energy Saver) ausgegeben und 3612 Strahlregler für Wasserhähne montiert. Hinzu kamen weitere installierte Soforthilfen zum Energiesparen wie Durchflussbegrenzer, verschiedene Thermometer, Zeitschaltuhren und Thermostopps.
Insgesamt wurden an den fünf Modellstandorten in Nordrhein-Westfalen bislang 4256 Stromspar-Checks durchgeführt, bei denen insgesamt 47840 Soforthilfen im Wert von über 280.000 Euro installiert wurden. Die durchschnittlich erreichten Einsparungen belaufen sich auf 120 Euro jährlich für Bezieher von Arbeitslosengeld II, mehr als 9.000 Tonnen CO2 werden insgesamt eingespart. Auch die Kommunen und der Bund profitieren von Einsparungen bei den Kosten der Unterkunft von Hartz IV-Empfängern jeweils mit rund einer halben Million Euro.
Auch der beschäftigungspolitische Aspekt des Projekts kann sich sehen lassen, sagte Heinz-Josef Kessmann, Sprecher der nordrhein-westfälische Diözesan-Caritasdirektoren auf einer Fachtagung in Düsseldorf. "Dank der Förderung durch das nordrhein-westfälische Umweltministerium konnten 90 ehemals langzeitarbeitslose Männer und Frauen zu Stromsparhelfern qualifiziert werden", betonte er. Sie besuchten Haushalte mit geringem Einkommen, deren Situation sie zumeist aus eigener Erfahrung kennen, beraten also "auf Augenhöhe", so Kessmann. Er lobte die Unterstützung durch das Land: Nordrhein-Westfalen sei Vorreiter beim Stromspar-Check unter den Bundesländern.
Qualifizierte Stromsparhelfer können vor der Handwerkskammer eine Prüfung ablegen; viele erleben das nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit als große Bestärkung und Wertschätzung und würden auch nach Abschluss des Projekts gerne wieder im Berufsleben Fuß fassen. Kessmann forderte Arbeitsgeber wie Kommunen, Energieversorger, Wohnungsbaugesellschaften oder Baumärkte auf, mehr qualifizierte Stromsparhelfer einzustellen.
Aber auch sozialpolitisch sind weitere Anstrengungen bei der Bekämpfung von "Energiearmut" notwendig. "Die Energiewende wird nur gelingen, wenn es gelingt, sie sozial gerecht zu gestalten", unterstrich Kessmann, der Diözesan-Caritasdirektor in Münster ist. Gestiegene Strom- und Energiekosten belasteten vor allem Menschen, die an oder schon unter der Armutsschwelle leben, warnte er. "Das Beheizen der Wohnung stellt Armutsgefährdete weit häufiger vor finanzielle Probleme als den Rest der Bevölkerung" betonte er. Für die Caritas sei die Teilhabe an der Versorgung mit Energie ein Menschenrecht und unverzichtbarer Bestandteil der Daseinsversorgung.
Hintergrund: Beim Stromspar-Check der Caritas gehen an fünf Modell-Standorten in NRW sogenannte Stromsparhelfer - meist ehemalige Langzeitarbeitslose, die qualifiziert wurden - direkt in die Haushalte von Arbeitslosengeld II-Empfängern. Sie geben Tipps zum Energie- und Wassersparen und montieren kostenlos kleine Energiesparartikel. Jeder Haushalt spart bei diesem Stromspar-Check durchschnittlich 162 Euro an Energie- und Wasserkosten im Jahr. Vom gesunkenen Energieverbrauch profitieren auch die Kommunen: Sie tragen - zusammen mit dem Bund - die Kosten der Unterkunft bei Beziehern von Arbeitslosengeld II und sparen daher nach jedem Check knapp 250 Euro ein.
Die aufsuchende Energieberatung der Caritas in NRW ist eine Säule des Kooperationsprojektes "NRW bekämpft Energiearmut", das zusammen mit der Energieschuldenberatung der Verbraucherzentrale NRW vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Das Projekt besteht seit Anfang Oktober 2012.