Düsseldorf - Beim Ausbau der Angebote des Offenen Ganztags in Nordrhein-Westfalen müssen die konkreten Bedürfnisse von Kindern stärker berücksichtigt werden. Das fordert die Caritas in NRW und startet zum Weltkindertag (20. September) eine Aktion "Jetzt reden wir - Kinderrechte im Ganztag". Dabei werden Kinder in den Einrichtungen der Offenen Ganztagsschule (OGS) ermutigt, ihre Kinderrechte aktiv einzufordern.
"Kinder haben ein Recht darauf gehört zu werden", sagte der Aachener Diözesan-Caritasdirektor Stephan Jentgens bei der Auftaktveranstaltung zu der Aktion. Die Kinderrechte seien in der UN-Kinderrechtskonvention definiert und im deutschen Kinder- und Jugendhilfegesetz verankert. Jentgens erinnerte an den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 und warnte, dass es bisher erst für 52 Prozent der Kinder einen Platz gebe. "Das reicht nicht", kritisierte der Caritasdirektor. Benötigt werde eine Abdeckung von 70 Prozent in ländlichen Gebieten und bis zu 80 Prozent in den Städten. Nach Berechnungen des Instituts für soziale Arbeit (Münster) bräuchte es allein in NRW zusätzlich 110.000 Plätze in der OGS. "Das würde die Schaffung von mindestens 5800 neuen Stellen in den Einrichtungen bedeuten", so Jentgens.
Die Caritas fordere zudem einheitliche Bildungsstandards auch für die OGS und eine gesicherte Finanzierung. "Viele Arbeitsfelder und Aktivitäten in der OGS stecken nach wie vor im Projekt-Status mit unsicheren Arbeitsplätzen, keiner angemessenen Vergütung und geringem Beschäftigungsumfang", kritisierte Jentgens. Manche OGS-Angebote hätten nicht einmal eigene Räumlichkeiten, andere hätten kein Außengelände, auch die digitale Ausstattung sei sehr unterschiedlich. Der Offene Ganztag leiste heute nicht nur Betreuung, sondern vielfach auch einen wichtigen Beitrag zu Erziehung und Bildung von Kindern. Beim Ausbau sei entscheidend, dass junge Menschen selber zur Sprache kommen, forderte Jentgens.
Bei der Aktion der Caritas soll das in den nächsten Wochen gelingen. In einer Methodenbox werden den OGS-Einrichtungen online Materialien zur Verfügung gestellt, die es Kindern ermöglichen, die Kinderrechte aktiv einzufordern. Die Ergebnisse, die ihre Vorstellungen und Wünsche für eine gute OGS verdeutlichen, sollen politischen Entscheidungsträgern vor Ort zugänglich gemacht werden. Auch in den Gesetzgebungsprozess für den Ausbau der OGS-Angebote sollen, die von den Kindern im Zuge der Aktion selbst geäußerten Bedarfe einfließen.
Weitere Informationen und die Methodenbox finden Sie hier!