Düsseldorf - Angesichts der steigenden Zahl Pflegebedürftiger in Deutschland sehen Pflegeexperten die Versorgung im ambulanten und (teil-) stationären Sektor gefährdet. "Wir stehen vor der Aufgabe, die Pflege in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten: sei es durch bessere Arbeitsbedingungen, ausreichende finanzielle Mittel und innovative Versorgungskonzepte", warnte Esther van Bebber für die Caritas in NRW bei einem Online-Fachgespräch mit Politikerinnen von CDU, FDP und Bündnis90/Die Grünen sowie Pflegeexperten der Caritas. Prognosen gehen davon aus, dass um 2050 über sieben Millionen Menschen pflegebedürftig werden. Derzeit (2023) sind es 5,7 Millionen Menschen. Zur Frage, wie die Politik in Bund und Land Nordrhein-Westfalen das Thema angehen will, hatte die Caritas in NRW mit ihren Diözesan-Arbeitsgemeinschaften Altenhilfe und Pflege zu einem Fachgespräch eingeladen.
Teilnehmende berichteten von überbordender Bürokratie und den mannigfaltigen Herausforderungen der Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste, ausreichend geeignetes Personal zu finden. "Es kann nicht angehen, dass wir so viele Menschen ausbilden wie schon lange nicht mehr, diese aber im Pflegealltag in Relation zur Arbeit mit den Pflegebedürftigen zu viel bürokratische Aufgaben erfüllen müssen", so eine Teilnehmerin. Geplante Gesetze, wie das Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung, die von der Politik in Vorbereitung sind, müssten Erleichterungen bei den Qualitätsprüfungen bringen.
"Es ist dringend erforderlich, für die Pflege bessere Rahmenbedingungen zu schaffen", sagte van Bebber, die Diözesan-Caritasdirektorin im Erzbistum Paderborn ist. Auch neue Konzepte würden zukünftig unerlässlich sein, so das Votum von Teilnehmenden. Dazu gehöre, auch Pflegebedürftigen länger die Möglichkeit des Verbleibs in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen mit niedrigschwelligen präventiven Maßnahmen und gesundheitsförderlichen Strukturen. Hier sollen Projekte ermöglicht werden, versprach die Politik.
Ein weiteres ungelöstes Problem ist die fehlende Re-Finanzierung von Hitzeschutz- und Klimaschutz-Maßnahmen bei stationären Einrichtungen. Nicht zuletzt muss Pflege für die Pflegebedürftigen finanzierbar bleiben, Angst vor Altersarmut dürfe nicht die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen bremsen.