Berlin - "Wichtig ist, dass bei armen Kindern das ankommt, was sie zu einem guten Aufwachsen brauchen", fordert der Präsident des Deutschen Caritasverbandes (DCV), Peter Neher, bei der Vorstellung eines Konzepts zur wirkungsvollen Bekämpfung von Kinderarmut heute in Berlin. Notwendig sei neben einer besseren materiellen Absicherung auch die individuelle Unterstützung und Befähigung.
Neher kritisiert, dass es in Deutschland keinen eigenständig berechneten Kinderregelsatz in der Grundsicherung gibt. Kinder bekommen nur einen prozentualen Anteil des Regelsatzes eines alleinstehenden Erwachsenen. Der DCV hat in seinem Vorschlag Kinderregelsätze berechnet, in denen die tatsächlichen Ausgaben für Kinder berücksichtigt sind. Die Berechnungen des DCV zeigen, dass die Regelsätze deutlich angehoben werden müssen, um bedarfsdeckend zu sein: Für Kinder unter sechs Jahren auf 250 Euro (39 Euro mehr), für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren auf 265 Euro (54 Euro mehr) und für Kinder über 13 Jahre auf 302 Euro (21 Euro mehr). Die Regelsätze müssten zudem regelmäßig an die steigende Inflationsrate angepasst werden.
Die Caritas will den Kreis der Familien im Arbeitslosengeld II-System nicht erhöhen. Deshalb fordert Neher: "Der Kinderzuschlag soll Familien im niedrigen Einkommensbereich außerhalb des Arbeits-losengeld II absichern." Hierzu muss der Kinderzuschlag ausgebaut werden. In einem konsistenten Vorschlagspaket werden unter anderem die Einführung der Wahlfreiheit zwischen Kinderzuschlag und Arbeitslosengeld II und die Aufhebung der bisher geltenden Höchsteinkommensgrenzen gefordert.
Auch die Abschmelzraten beim Kinderzuschlag müssten von derzeit 50 Prozent auf 30 Prozent abgesenkt werden. "Wir wollen mit dem neuen Kinderzuschlag zusammen mit dem Kindergeld eine einkommensabhängige Kindergrundsicherung erreichen", so Neher.
Um Kindern aus benachteiligten Familien bessere Chancen zu eröffnen, seien für sie zudem befähigende Sachleistungen wie die Wiedereinführung der Lehrmittelfreiheit in allen Bundesländern, kostenloser Nachhilfeunterricht und die kostenlose Teilnahme in Musik- und Sportvereinen erforderlich. Neher fordert Bund, Länder und Kommunen zu gemeinsamen Anstrengungen auf, damit auch arme Kinder wirkliche Teilhabe- und Bildungschancen erhalten.