Ehrenamtskoordinatoren fördern
Ehrenamt beruht auf persönlicher Einsatzbereitschaft und ist ein Engagement, das jenseits der Logik des Geldes liegt. Ehrenamt ist keine Dienstleistung und hat nicht die Aufgabe, den Staat kostengünstig von Pflichten zu entlasten, etwa in der Pflege oder im offenen Ganztag.
Wenn bürgerschaftliches Engagement politisch gewollt ist, soll es auch begleitet werden. Die Caritas schlägt die Etablierung von Ehrenamtskoordinatoren vor, die Projekte entwickeln, Aktivitäten vernetzen und abstimmen.
Ehrenamt beruht auf einer persönlichen Einsatzbereitschaft und ist u. a. ein Engagement, das jenseits der Logik Geld liegt.
Zunehmend erfährt das Ehrenamt eine größere Bedeutung in der Gesellschaft. Allerdings wird diese vorrangig in Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Problemen und Fragestellungen in Zusammenhang mit den Anforderungen in der Pflege und vielen anderen Finanzierungslücken für gesellschaftliche Aufgaben genannt. Auch das Ehrenamt der Senioren wird unter dem Aspekt der ungenutzten Potentiale und Ressourcen bewertet und "vermarktet" und sogar der Ruf nach "Verpflichtung" wird wieder lauter. Die seit einiger Zeit zu beobachtende Diskussion zur Monetarisierung bürgerschaftlichen Engagements greift die Ambivalenzen und Risiken auf, die sich unter den Stichworten wie "bezahltes Ehrenamt", "vergütetes" oder auch "nebenberufliches Engagement" bereits in der Praxis etabliert, Engagement mittels monetärer Anreize zu fördern. Stundensätze zwischen 7 und 12 Euro, Aufwandsentschädigungen, die deutlich über den tatsächlich entstandenen Kosten liegen, oder auch die Aufstockung eines Minijobs mit der Übungsleiterpauschale sind Ausdruck des Trends.
In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung im Bundesfreiwillige zu betrachtet. Man kann in den Medienberichte lesen, "wie Bundesfreiwillige die Lücken füllen, die die früheren Ein-Euro-Jobber oder Zivildienstleistende in den Kommunen hinterlassen haben. Mit geringfügigen Entgelten und Aufwandsentschädigungen, die deutlich über die tatsächlich entstandenen Kosten hinausgehen, wird "durch die Hintertür" ein Niedriglohnsektor etabliert, der weder sozialrechtlich noch tarifpolitisch geregelt ist und gesellschaftspolitisch eine heikle Angelegenheit darstellt. Diese Entwicklungen zeigen Auswirkungen in zwei Richtungen. Die Monetarisierung des Engagements verändert die Erwerbsarbeit und eine solche Monetarisierung berührt und verändert den Kern eines freiwilligen bürgerschaftlichen Engagements. Sie reduziert es auf seine Funktion als Dienstleistung, mit der kostengünstig gesellschaftliche Probleme etwa im Pflegebereich oder beim Ausbau der Ganztagsschulen bewältigt werden sollen. Das Engagement nähert sich damit beruflicher Erwerbsarbeit an und wird für die Sicherung des eigenen Einkommens wichtig. Dies verändert die Haltungen und Motive der Engagierten nachhaltig. Der US-amerikanische Philosoph Michael Sandel weist in seinem Buch "Was man für Geld nicht kaufen kann" (2012) darauf hin, wie sich durch das Eindringen von Marktlogiken in alle Lebensbereiche die Werte und moralischen Grundlagen verändern. Wenn monetäre Anreize zum zentralen Steuerungsinstrument beim Engagement werden, dann untergräbt dies bürgerschaftliche Haltungen und höhlt letztendlich den Kern dieser Tätigkeiten aus. Bürgerschaftliche Motive wie das Sich-Einmischen in gesellschaftliche Belange, die Mitwirkung an der Bearbeitung sozialer oder ökologischer Probleme oder der Wunsch, hilfebedürftigen Menschen zu helfen, treten in den Hintergrund oder konkurrieren zumindest mit Haltungen, in denen die Einkommenserzielung im Vordergrund steht. Das Potenzial als eigensinnige und manchmal auch widerspenstige Aktivität, das ebenso zu einem bürgerschaftlichen Engagement gehört wie die Übernahme von Verantwortung und Aufgaben, droht verloren zu gehen." (Gisela Jacobs)
Caritas wird sich gegen diese Entwicklung weiterhin einsetzen und fordert nachhaltige Umsetzungsstrategien aller politisch Verantwortlichen ein, damit künftig Tätigkeiten, deren Aufwandsentschädigungen deutlich über dem Auslagenersatz liegen, als geringfügig entgoltene Tätigkeiten gekennzeichnet werden und nicht länger als freiwilliges bürgerschaftliches Engagement gelten.