Jede vierte Freiwilligendienst-Stelle gefährdet
Den aktuellen Haushaltsplanungen zufolge sollen dem Bundesfamilienministerium im kommenden Jahr 78 Millionen Euro weniger für die Freiwilligendienste zur Verfügung stehen als 2023 - ein Minus von knapp 24 Prozent. Für 2025 sind weitere Einschnitte vorgesehen. Dabei sind das Freiwillige Soziale Jahr und auch der Bundesfreiwilligendienst "absolute Erfolgsmodelle", so Christof Kriege vom Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln. Die angekündigten Kürzungen bei den Freiwilligendiensten im jetzt vorgelegten Bundeshaushalt kritisiert auch er scharf.
"Auch im Erzbistum Köln hätte das zur Folge, dass jeder vierte Freiwilligenplatz wegfallen würde", so Kriege, der die Abteilung Jugend und Familie des Kölner Diözesan-Caritasverbandes leitet. Derzeit übernehmen rund 900 junge Menschen jährlich mit ihrem Freiwilligendienst in caritativen Einrichtungen im Erzbistum Köln - etwa in Kitas oder Altenpflegeheimen - wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. "Für die jungen Menschen ist ihr Freiwilligendienst zwischen Schule und beruflicher Ausbildung wichtiger Teil der Persönlichkeitsbildung und Selbstverwirklichung", so Kriege. Macht die Ampel-Regierung Ernst mit ihren Kürzungsplänen, fallen allein im Erzbistum Köln rund 240 Stellen weg, befürchtet Kriege. Viele Kinder in Kitas und viele Pflegebedürftige würden dann nicht mehr von Freiwilligen begleitet.
Noch in der vergangenen Legislaturperiode hatte das Bundesfamilienministerium eine Strategie für ein Jugendfreiwilligenjahr vorgelegt, mit dem die bestehenden geregelten Freiwilligendienste finanziell deutlich besser ausgestattet werden sollten. Auch waren formale Erleichterungen - etwa ein Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst - vorgesehen. "Das hätte die Zahl der Plätze deutlich erhöht", so Kriege.
Wie unpopulär die angekündigten Kürzungen sind, zeigt die Online-Petition "Freiwilligendienst stärken", die über 100000 Menschen unterzeichnet haben. Damit hat die Petition deutlich das Quorum von 50000 Unterschriften überschritten, und es steht fest, dass es im Herbst eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages geben wird.