Wo Caritas draufsteht, ist auch Ehrenamt drin
Die Caritas in NRW fördert und profiliert seit vielen Jahren ehrenamtliches Engagement in den Diensten und Einrichtungen ihrer Mitgliedsverbände und -organisationen. Ziel ist es, dass die Menschen, die sich diesen Diensten und Einrichtungen anvertrauen, die bestmögliche Unterstützung und Begleitung erhalten, die sie für ihr weiteres Leben brauchen. Das gelingt am besten, wenn in der Gestaltung der Dienste der berufliche und der ehrenamtliche Anteil der Dienstleistung betrachtet wird und so im Zusammenspiel die erhoffte Wirkung bei und mit der Zielgruppe erreicht wird. Es geht also nie um Ersatz des beruflichen Anteils der Mitarbeitenden am jeweiligen Dienst durch Ehrenamtliche, sondern um den eigenständigen Beitrag des ehrenamtlichen Engagements am Dienst-Ganzen. Viele Engagierte wollen nicht mehr nur helfen, sondern mitwirken und entsprechend als Mitarbeitende gesehen werden.
Um einen Blick auf die Realität des Ehrenamtes werfen zu können, initiierte die Caritas in NRW, begleitet durch Prof. Dr. Marianne Genenger-Stricker und Janine Dyba von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, im Herbst 2016 eine Online-Befragung. Insgesamt 1020 Einrichtungen und Dienste caritativer Träger in NRW nahmen teil, dies entspricht einer Rücklaufquote von ca. 15 Prozent, durchaus zufriedenstellend. Zudem wurden mittelbar 26857 Ehrenamtliche in dieser Studie erreicht. Bei den hier beteiligten Trägern engagiert sich eine große Anzahl von Personen.
Diese Zahl macht deutlich, wie sehr ehrenamtliches Engagement inzwischen zu den Diensten und Einrichtungen der Caritas gehört. Die Untersuchung zeigt auf, wie Ehrenamtliche die Qualität des Dienstleistungsangebotes der Einrichtungen und Dienste mitgestalten. Bei den Menschen, für die sich die Caritas einsetzt, kommt eine hohe Qualität der gemeinsam von beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden erbrachten Dienstleistung an.
Innerhalb diese Studie wurde auf eine Erhebung und Auswertung nach den fünf nordrhein-westfälischen Diözesen verzichtet. Hier geht es nicht um einen quantitativen Vergleich. Interessierte Studienteilnehmende liefern eher eine qualitativ zu bewertende Aussage darüber, was ehrenamtliches Engagement für den jeweiligen Dienst, die jeweilige Einrichtung bedeutet.
Da der Fokus der Studie dienst-/einrichtungsbezogen ist, bezieht sie sich nicht auf die in Kirchengemeinden unmittelbar tätigen Ehrenamtlichen. Gleichwohl wird der Fachdienst Gemeindecaritas mitberücksichtigt.
Abgefragt wurden Art und Umfang von Ehrenamt in den Einrichtungen und Diensten, Einarbeitung, Qualifizierung und Beendigung sowie Koordination und systematische Begleitung der Ehrenamtlichen.
Zusammenfassende Ergebnisse der Studie:
- Das Thema Ehrenamt ist auf der Leitungsebene angekommen.
Führungskräften ist das Thema wichtig, und sie verfolgen dies entsprechend.
- Bestätigung: Das soziale Ehrenamt ist überwiegend weiblich.
Drei Viertel der Engagierten sind weiblichen Geschlechts. Dies entspricht auch den Ergebnissen anderer Untersuchungen für das soziale Ehrenamt.
- Jugendliche sind in einrichtungsbezogenen Diensten eher unterrepräsentiert.
Hier müssen neue Engagementformen (young-caritas u. a.) entdeckt und entsprechende Rahmenbedingungen bereitgestellt werden.
- Starkes Engagement ist in den Bereichen Alter und Kindertageseinrichtung vorzufinden.
Hier findet sich eine inzwischen gut etablierte Ehrenamtsstruktur. In den Kitas stark durch Elternbeiräte geprägt, die gesetzlich vorgesehen sind.
- Engagierte werden überwiegend über die direkte Ansprache gewonnen.
Die erste Wertschätzung in Bezug auf einen potenziellen Dienst geschieht durch eine persönliche Anfrage.
- Ehrenamtliche üben zeitintensive Tätigkeiten aus: Freizeitbereich, Besuchs- und Begleitdienste.
Verlässliche Begegnung stellt eine enorme wechselseitige Wirkqualität für die Betroffenen dar.
- Das Tätigkeitsfeld qualifizierter Ehrenamtskoordination ist oft implementiert.
Die notwendige Ehrenamtskoordination wird durch beruflich Mitarbeitende in unterschiedlichen Aufgabenfeldern wahrgenommen.
- Die ehrenamtlich Tätigen werden oftmals innerhalb der Einrichtungen für ihre Tätigkeit qualifiziert.
Ehrenamtliche werden nicht ausgebildet, sondern tätigkeitsbegleitend qualifiziert.
- Die Möglichkeit zur Partizipation und Mitwirkung, z. B. in kontinuierlichen Austauschgesprächen oder in Teamsitzungen, ist oft implementiert.
Eine überraschende Feststellung und Kennzeichen einer Haltung des guten Miteinanders in klaren Aufgabenzuteilungen.
- Die Position der Caritas in NRW zur Monetarisierung wird geteilt. Eine Vergütung kommt nur noch extrem selten vor.
Erfreulich: Der große Wert des unbezahlten Engagements in der Caritas wird anerkannt und gelebt.
- Der von den Einrichtungen / Diensten beschriebene Nutzen und Zugewinn durch Ehrenamt hat viele Facetten.
Einrichtungen und Dienste dürfen sich über den Nutzen, den Engagierte erzielen, freuen.
- Ehrenamt gehört zur Fachlichkeit des Settings sozialer Arbeit bereits planerisch dazu, und die Koordination und Begleitung Ehrenamtlicher gehören zur Fachlichkeit der Einrichtung bzw. des Dienstes.
Die alleinige Fokussierung auf die beruflichen Anteile der Dienstleistungserbringung ist aufgebrochen.
- Knapp die Hälfte der Dienste und Einrichtungen verfügt bereits über eine schriftliche Ehrenamtskonzeption.
Die Ausarbeitung einer Ehrenamtskonzeption macht für alle Beteiligten deutlich, in welchem Rahmen und zu welchen Bedingungen ehrenamtliches Engagement in einem Dienst, einer Einrichtung Bestandteil des Wirkens ist. Der Weg ihrer Erstellung erlaubt es beruflich wie ehrenamtlich Tätigen, eigene Vorstellungen oder auch Vorbehalte zu thematisieren.