Ergebnisse des Arbeitskreises vom 14.05.2019
Begrüßung
Sehr geehrte Damen und Herren,
aus Sicht der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Sucht in NW, KLAGS, handelt es sich bei der Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zur Suchtkrankenpastoral vom 21. November 2016 um ein Schreiben, welches sehr gut zur Förderung der Zusammenarbeit von Caritas und Pastoral im Bereich der Suchthilfe genutzt werden kann.
Leider ist dieses Schreiben sowohl innerhalb der Caritas als auch der Pastoral bisher kaum gewürdigt und nur wenig verwendet worden.
Der Workshop soll dazu dienen, die Arbeitshilfe in der Öffentlichkeit etwas bekannter zu machen und das Gespräch zwischen den Mitarbeitenden der Caritas und der Pastoral zu fördern.
Als Adressaten sind die Untergliederungen der KLAGS, die Personal- und Pastoralverantwortlichen in den Generalvikariaten sowie die Akteure der pastoralen Aus- und Weiterbildung eingeladen worden.
Die Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Sucht in NW hat sich zunächst intern mit der Arbeitshilfe intensiv auseinandergesetzt und Herr Kersting hat im Juli 2017 eine Zusammenfassung erstellt.
Die KLAGS setzt sich seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren intensiv für die Zusammenarbeit von Caritas und Pastoral im Bereich der Suchthilfe ein. Dies ist im Leitbild festgeschrieben.
Am 11. Mai 2017 hat der Arbeitskreis, auch hier in der Kommende in Dortmund, den Workshop: "Hilft Gott gegen Sucht?" durchgeführt. Hauptreferentin war Frau Dr. Bell D`Avis. Auf Ihre gleichnamige Dissertation aus dem Jahr 2005 wird in der Arbeitshilfe Bezug genommen.
Aufgrund einer geringen Anmeldezahl haben die Referenten und Herr Kersting sich darauf geeinigt, dass es ausreichend ist, wenn er neben der Moderation der Veranstaltung auch die Vorstellung der Arbeitshilfe übernimmt. Hierzu wird er die von ihm verfasste Zusammenfassung der Arbeitshilfe verwenden.
Daher bitte ich ihn nun die Arbeitshilfe vorzustellen und das anschließende Gespräch zu moderieren.
Otto Fehr
Stellv. Vorsitzender
Aussagen der Arbeitshilfe
Sucht - eine Herausforderung für die Pastoral
"Zur Freiheit hat uns Christus befreit" Gai 5,1
Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz Nr. 292 vom 21. November 2016
Ziel: "Das Ziel der vorliegenden Arbeitshilfe ist daher vor allem, den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, eine Suchterkrankung wahrzunehmen und ihre Dynamiken zu verstehen. Außerdem sollen sie über die Angebote der professionellen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe informiert werden und um die spezifische Funktion der Seelsorge im Umgang mit suchtkranken Menschen wissen. Seelsorge kann keine Suchttherapie ersetzen, aber sie vermag dennoch eine Hilfestellung zu bieten." Seite 6
Grundlage: Als Grundlage für die Suchtkrankenpastoral wird die Eingangspassage der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes des Zweiten Vatikanischen Konzils (GS 1) genannt. "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen Widerhall fände ...". Seite 5
Leitwort: Das Leitwort der Arbeitshilfe ist dem Galaterbrief entnommen: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit". Gai 511
"Ein suchtkranker Mensch ist in seiner Freiheit und damit in der Verantwortung für sein Handeln eingeschränkt." Deshalb ist auch die oft gestellte Frage nach der Schuld des suchtkranken Menschen für sein Handeln nicht einfach zu beantworten. "Von Schuld kann nur dort und in dem Maße gesprochen werden, wie ein Mensch fähig ist, frei zu entscheiden."
Aus diesem Grund wird Seelsorgerinnen und Seelsorgern empfohlen mit Hilfesuchenden zunächst hierüber zu sprechen, "ohne Gefahr zu laufen, bestärkt durch die subjektiven Schuldgefühle der Erkrankten, diese vorschnell zur Reue und zum Empfang des Bußsakramentes bewegen zu wollen." Seite 41
"Dabei darf die Sehnsucht des Betroffenen nach "Erlösendem" jedoch nicht unterschätzt und außer Acht gelassen werden." (vgl. Simone Bell-D'Avis, Hilft Gott gegen Sucht? Eine fundamentaltheologische Fundierung der Suchtkrankenpastoral, Münster 2005) Seite 42
Seelsorge: "Wenn eine Suchtproblematik vorliegt, werden seelsorgliche Gespräche möglicherweise zu einer Entlastung und Ermutigung des Suchtkranken oder Angehörigen beitragen, die im besten Sinne den Weg in die Beratung und auch Behandlung erleichtern können." Seite 42
"Daher ist auch für die Seelsorgerin oder den Seelsorger die Klarheit über die eigene Rolle von großer Bedeutung, d. h. inwieweit er Suchtkranken und Angehörigen Unterstützung vermitteln kann und wo die Grenzen seiner seelsorglichen Begleitung liegen." Seite 42
"Daher ist es sinnvoll und ratsam, dass Seelsorger in der Suchtkrankenpastoral nicht als "Einzelkämpfer" arbeiten, sondern sich vernetzen und mit der lokalen beruflichen Suchthilfe (z. B. Suchtberatungsstellen) und der Sucht-Selbsthilfe (Sucht-Selbsthilfegruppen vor Ort) zusammenarbeiten." Seite 43
"Seelsorge geschieht überall dort, wo Christinnen und Christen für ihre Mitmenschen erfahrbar machen, dass sich Gott den Menschen zugewandt hat; dass Er sie annimmt und bejaht, so wie sie sind; dass Er sie bedingungslos liebt. Seelsorge richtet sich an den ganzen Menschen in seiner LeibSeele-Geist-Einheit. Es geht um das Heil und die Rettung des ganzen Menschen. Die Frage, ob ein Suchtkranker oder Angehöriger katholisch ist, ist dabei sekundär." Seite 38
Rettet Gott mich aus der Sucht?: "Eine sehr häufig von suchtkranken Menschen und deren Angehörigen gestellte Frage ist neben der nach dem Sinn des Lebens die Frage nach der helfenden und heilenden Gegenwart Gottes: Rettet mich Gott aus der Sucht?" Seite 37
"Auf diese Frage gibt es letztlich keine nur durch Worte zu vermittelnde Antwort. Die Seelsorgerin oder der Seelsorger kann den Betroffenen und Angehörigen im begleitenden Gespräch zu der Erfahrung und Erkenntnis hinführen, dass Gott ein "menschlicher", ein liebender Gott ist, der nicht will, dass Menschen an der Sucht zugrunde gehen. Seelsorge kann so dazu beitragen, der oder dem Betroffenen die menschlich-liebende Annahme durch Gott spürbar zu machen."
"Im seelsorglichen Gespräch sollte Suchtkranken vermittelt werden, dass Gott uns Menschen liebt, so, wie wir sind, in jedem Augenblick, in jeder Situation. Gott liebt uns nicht, obwohl er weiß, was mit uns los ist; er liebt uns, gerade weil er das weiß (vgl. Ps 139)." Seite 37
Zusammenarbeit von gemeindlicher Seelsorge, Kreuzbund und Caritassuchtberatung:
"Der Kreuzbund als zahlenmäßiggrößter deutscher Sucht-Selbsthilfeverband und einziger im Bereich der katholischen Kirche Deutschlands ist heute in vielen Pfarreien und Kirchengemeinden fest etabliert. Viele Gruppen des Kreuzbundes treffen sich meist wöchentlich in Pfarrzentren oder Räumen der örtlichen Caritas und nehmen am kirchlichen Leben teil. Die Zusammenarbeit mit der Suchtberatung/Therapie und Selbsthilfe eröffnet der gemeindlichen Seelsorge die Möglichkeit, ihre seelsorglichen Anliegen mit den Kompetenzen kirchlich-caritativer Beratung/Therapie und Selbsthilfe zu verknüpfen. Die berufliche Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe haben in der Zusammenarbeit die Chance, ihr kirchlich-caritatives Profil zu schärfen und zu vertiefen." Seite 45f
Finanzierung: "Allerdings beeinträchtigen die teilweise unzureichende Finanzierung, die verschiedenen gesetzlichen Regelungen und nicht zuletzt ein sich ändernder gesellschaftlicher Umgang mit den Suchtproblemen die notwendige angemessene Weiterentwicklung der Suchthilfe." Seite 19
Verantwortung der Personalverantwortlichen: "Schließlich sei darauf hingewiesen, dass Personalverantwortliche in den (Erz-)Bistümern, in katholischen Organisationen und in den Orden aufgrund ihres Auftrages und ihrer Sendung eine besondere Verantwortung für die Abhängigkeitsproblematik und die von ihr Betroffenen tragen." Seite 50
Winfried Kersting
Geschäftsführer der KLAGS
Bericht
Der Arbeitskreis Sucht und Spiritualität hatte für den 14. Mai 2019 sowohl die Mitglieder der KLAGS als auch ihre Untergliederungen und interessierte Seelsorgerinnen und Seelsorger zu einer Veranstaltung über die Suchtkrankenpastoral nach Dortmund in die Kommende eingeladen. Teilgenommen haben Seelsorger, Suchtberater der Caritas und Suchtselbsthilfegruppenmitglieder des Kreuzbundes. Grundlage der Veranstaltung war die Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel: Sucht - eine Herausforderung für die Pastoral. "Ziel der Arbeitshilfe ist vor allem, den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, eine Suchterkrankung wahrzunehmen und ihre Dynamiken zu verstehen. Außerdem sollen sie über die Angebote der professionellen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe informiert werden und um die spezifische Funktion der Seelsorge im Umgang mit suchtkranken Menschen wissen." Anhand seiner Zusammenfassung vom Juli 2017 erläuterte Winfried Kersting die Arbeitshilfe. Im anschließenden Gespräch wurde sehr deutlich, dass nur wenige Seelsorger in der katholischen Kirche über den Bereich der Suchthilfe informiert sind und ein dementsprechend großer Schulungsbedarf besteht.
Herzliche Einladung zum nächsten Treffen des Arbeitskreises Sucht und Spiritualität
Thema: Sucht - eine Herausforderung für die Pastoral
Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz vom 21. November 2016
Moderation: Winfried Kersting
Referenten: Thorsten Weßling, Heinz-Josef Janßen
Ziel der Arbeitshilfe ist vor allem, den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, eine Suchterkrankung wahrzunehmen und ihre Dynamiken zu verstehen.
Außerdem sollen sie über die Angebote der professionellen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe informiert werden und um die spezifische Funktion der Seelsorge im Umgang mit suchtkranken Menschen wissen. Seelsorge kann keine Suchttherapie ersetzen, aber sie vermag dennoch eine Hilfestellung zu bieten.
Seelsorge geschieht überall dort, wo Christinnen und Christen für ihre Mitmenschen erfahrbar machen, dass sich Gott den Menschen zugewandt hat; dass er sie annimmt und bejaht, so wie sie sind; dass er sie bedingungslos liebt. Seelsorge richtet sich an den ganzen Menschen in seiner Leib-Seele-Geist-Einheit. Es geht um das Heil und die Rettung des ganzen Menschen.
Grundsätzlich ist in der Begleitung Suchtkranker und auch Angehöriger zu beachten, dass seelsorgliche Gespräche hilfreich sind, aber keine therapeutische Maßnahme darstellen und eine fachliche Beratung und Behandlung oder die Gruppengespräche in der Sucht-Selbsthilfe nicht ersetzen sollen und können.
Die Referenten erläutern diese u. a. zentralen Aussagen der Arbeitshilfe und bieten nach dem Vortrag und am Nachmittag in Kleingruppen an, über die Fragen der Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen.
Interessierte melden sich bitte mit dem untenstehenden Anmeldefax oder per Email bis zum 3. Mai 2019 an. Die Arbeitshilfe ist hier verlinkt (kann dort auch kostenlos heruntergeladen werden) mit der Bitte, diese vor der Veranstaltung zu lesen.
Kosten entstehen für Sie nicht. Eine Verpflegung wird gestellt.
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Kersting
Geschäftsführer der KLAGS
Vorankündigung zum nächsten Treffen des Arbeitskreises Sucht und Spiritualität
Thema: Sucht - eine Herausforderung für die Pastoral
Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz vom 21. November 2016
Termin: 14. Mai 2019
Referenten: Thorsten Weßling, Heinz-Josef Janßen, Winfried Kersting
Tagungsort: Kommende, Brackeler Hellweg 144, 44309 Dortmund
Veranstalter
Ansprechperson
33098 Paderborn
www.klags-nrw.de