Sinn statt Sucht
Winfried Kersting, Referent für Suchtkrankenhilfe und Geschäftsführer der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Sucht in NW (KLAGS)
Heute werden zusätzlich zunehmend nicht-stoffgebundene Abhängigkeiten in unserer Gesellschaft zum Problem, wie das pathologische Glücksspiel oder eine Internetabhängigkeit.
Suchtfachleute gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass praktisch alle menschlichen Verhaltensweisen einen zwanghaften suchtähnlichen Charakter annehmen können.
Das Motto "Sinn statt Sucht" legt den Schluss nahe, dass ein suchtkranker Mensch eine Alternative für seine Lebensgestaltung hat, nämlich seinem Leben einen Sinn zu geben.
Einige Experten vertreten allerdings die Auffassung, dass der Mensch sein Leben sinnvoll gestaltet, mit dem ihm zurzeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Für einen suchtkranken Menschen bedeutet dies, die Einbeziehung einer oder mehrerer verschiedener Drogen oder einer nichtstoffgebundenen Abhängigkeit in sein Leben.
Ein Leben ohne Sucht wird einem suchtkranken Menschen in aller Regel nur möglich sein, wenn er die Unterstützung von Suchtfachleuten, hauptberuflichen oder ehrenamtlichen, in Anspruch nimmt. Eine Änderung seines Lebens wird ihm gewöhnlich darüber hinaus nur gelingen, wenn er ein Ziel hat, für dessen Erreichung es sich für ihn lohnt auf das Suchtmittel oder die nicht-stoffgebundene Abhängigkeit zu verzichten.
Der Aufbau eines Sinnes für das eigene Leben kann u. a. erreicht werden durch eine Orientierung am Sinn anderer Menschen oder auch durch eine Entwicklung eines Sinnes zusammen mit anderen Menschen.